Wie Kirche sich in Schule einmischt
Von Gertrud Schubert
Region Kirche - macht Schule. 1100 Kinder und Jugendliche besuchen inzwischen das Evangelische Paul-Distelbarth-Gymnasium Obersulm und das Katholische Bildungszentrum St. Kilian Heilbronn. Und das Zabergäu diskutiert eine neue evangelische Schulgründung. Doch nicht nur in Privatschulen mischt sich Kirche in die (Aus-)Bildung ein.
Gefürchtete Konkurrenz oder gerngesehener Wegweiser? Das ist eine der großen Fragen beim schulpolitischen Engagement der Kirchen. Gut 40 Zuhörer folgten am Montag in der Wartbergschule einer spannenden Schuldiskussion im Gesprächskreis Offene Kirche.
Wegweiser und Vorbild ist das Distelbarth-Gymnasium. Steven Häusinger vom Stiftungsvorstand berichtet von Schulbesuchen: „Wir versuchen Modellraum zu sein." Einen direkten Austausch gebe es nicht, sagt Wartbergschulrektor Ludwig Müller (der auf dem Podium vergessen hat, dass seine Lehrer vor Einführung der Ganztagsschule einen Ausflug in die katholische freie Bodenseeschule gemacht haben, um sich Anregungen zu holen).
Zabergäuplan Im Zabergäu wird seit zwei Jahren nicht nur um den Standort einer möglichen evangelischen Schule gerungen. Rektoren fürchten Konkurrenz, weiß Schuldekan Gerhard Ruhl. Hauptschulen, zum Beispiel in Nordheim, bangen um ihre Existenz. Wenn nur wenige Kinder ausbleiben, sinkt die geforderte Klassenstärke unter 16. Ruhl träumt von einer Schule, in der erst in Klasse 8 oder 9 entschieden wird, wer welchen Abschluss macht, Haupt- und Realschüler gemeinsam, behinderte Kinder integriert.
Chancengleichheit zu fordern, Missstände aufzuzeigen, das erwarten alle auf dem Podium von einer evangelischen Bildungspolitik. Im konkreten Schulalltag sind Sozialpädagogen Vermittler sozialer und christlicher Werte, angestellt von kirchlichen Trägern. Religionsunterricht ist oft die Oase, wo man miteinander reden kann - wie neulich nach dem Amoklauf in Winnenden.
Wenn nur zwei oder drei Kinder in einer Klasse evangelisch sind, kann es trotzdem „Reli" geben. In der Wartbergschule in Kooperation zwischen Pfarrer und dem Ethiklehrer. Offen für alle, auch für die muslimischen Jugendlichen. Thema ist dann zum Beispiel Rassismus. Oder in Klasse 8: „Was glaubst du?"
29.04.2009